Ich habe heute einen Kartenständer mit Weihnachtskarten gesehen. Süße kleine, glitzernde Tannenbäumchen. Weihnachtsplätzchen schön dekorativ arrangiert. Engelchen mit zarten Flügeln. ‘Merry Christmas’ als schön verzierter Schriftzug. Ich finde Weihnachtskarten schön. Ich verschicke Weihnachtskarten unheimlich gerne. Ich bekomme gerne Weihnachtskarten. Doch irgendwie kam beim Betrachten der Karten nicht so die rechte Stimmung in mir auf. Dieses Jahr ist alles anders:
Es gibt erst eine Sorte selbstgebackener Plätzchen in unserem Haus. Wer mich kennt, weiß, dass das nichts Gutes bedeutet.
Ich habe das erste Mal überhaupt nur die Hälfte aller Weihnachtsdeko aus den Kisten geräumt. Auch kein gutes Zeichen.
Aus der Helfer-Liste, die im Kindergarten aushängt, hab ich meinen Namen, den ich vor ein paar Wochen ganz optimistisch reingeschrieben habe, klammheimlich wieder durchgestrichen. Peinlich.
Und heute, als ich mir diese wunderschönen Weihnachtskarten angesehen habe, ratterte mein Gehirn, wem ich noch unbedingt eine Karte schicken muss und überhaupt, und da plötzlich wurde mir klar: ich werde dieses Jahr keine Weihnachtskarten verschicken können. Keine Weihnachtskarten. Ich kapituliere. Keine Schoko Crossies. Keine Mandelhörnchen. Keine künstliche Tannengirlande an der Haustür. Mir fehlt einfach die Zeit und die Energie.
Ich habe die Weihnachtskarten also Weihnachtskarten sein lassen und bin weiter gegangen. Ich habe über Weihnachten nachgedacht und über ein Gespräch mit einer Bekannten, wo wir uns beide einig waren: Weihnachten ist die stressigste Zeit des Jahres. Warum eigentlich, frage ich mich. Es beschäftigt mich alle Jahre wieder: wie kann es sein, dass Weihnachten wie keine andere Zeit im Jahr uns Mütter zeitmäßig dermaßen in die Knie zwingt?
Ich denke an das Kind in der Krippe. Ich denke an mein Baby und dass es mich seit Wochen nachts nicht schlafen lässt. Ich denke an all meine Unzulänglichkeiten und dass es in diesem Jahr hauptsächlich Lebkuchen von Aldi geben wird. Ich denke daran, wie lieblos ich meine Tochter heute Abend angeschnauzt habe, weil sie (mal wieder) einen halben Meter vorm Klo in die Hose gepinkelt hat. Ich denke an meinen Mann, der auf Geschäftsreise ist und an dem ich in den paar Minuten, wo ich ihn heute am Telefon hatte, meinen Frust vom ganzen Tag ausgelassen habe. Ich denke an meine Wut, meine Müdigkeit, meine Bitterkeit, meine Enttäuschung, an die Erwartungen, die ich an mich selbst stelle. Und dann denke ich wieder an das Kind in der Krippe.
Vielleicht ist es gar nicht so verkehrt, dass ausgerechnet jetzt zu dieser Zeit meine ‘Baustellen’ an die Oberfläche kommen. Vielleicht ist es gar nicht so verkehrt, dass ich dieses Jahr nicht zum Karten schreiben kommen werde. Und zum Plätzchen backen. Denn darum geht es gar nicht. Es geht um das Kind in der Krippe. Es geht um Jesus. Dass er gekommen ist. Nicht zu den Reichen und Schönen. Zu denen, die alles unter Kontrolle haben. Er kam auf diese Welt für Menschen wie mich. Abgekämpft. Müde. Alleine. Überfordert. Sündig. That’s me in dieser Weihnachtszeit.
Morgen ist ein neuer Tag. Sehr wahrscheinlich werde ich mich wieder todmüde aus dem Bett quälen. Sehr wahrscheinlich wird es am Morgen wieder stressig sein und ich werde die Adventsgeschichte nur schnell beim Frühstück vorlesen können. Nix mit gemütlich auf der Couch kuscheln. Ich werde sehr wahrscheinlich nicht die Ruhe selbst sein, wenn es am Abend heißt alle vier halbwegs pünktlich ins Bett zu bringen.
Aber es ist ein neuer Tag. Und seine Gnade ist neu jeden Morgen.
Ich denke an das Kind in der Krippe. Die Weihnachtskarten kommen mir plötzlich sehr unwichtig vor. Vielleicht verschicke ich ganz relaxt im neuen Jahr einen ‘Januargruß’. Mit der Jahreslosung für 2014: ‘Gott nahe zu sein ist mein Glück.’
Eine kleine Aufmunterung:
2006 hatte mein Mann im November einen schweren Verkehrsunfall mit doppeltem Beckenbruch. Nach dem ersten Schock und schlaflosen Nächten, jeden Tag ins Krankenhaus fahren, mit dem Bus denn wir hatten damals kein Auto, hatte ich keine Lust und Energie für Weihnachtsvorbereitungen. Dann kam er im Dezember ins Allgäu auf Reha und es stand fest dass er Weihnachten nicht zu Hause sein kann. Ich war frustriert und die Kinder traurig. Aber irgendwann an einen Samstagmorgen, als ich in der Kirche saß beim Adventsgottesdienst, hat mir Jesus gesagt was ich tun soll. Wir haben einen kl. künstlichen Tannenbaum gekauft, das Keyboard und die Geschenke eingepackt, ein Auto von den großen Kindern organisiert, noch schnell einen Stollen gepacken und sind am 24.12 morgens losgefahren, um Weihnachten in der Rehaklinik zu feiern.Wir konnten keine Christmette besuchen, wir haben nicht mit Freunden telefoniert, wir hatten kein Festtagsmenu, aber wir haben zusammen Weihnachten gefeiert. Und was soll ich sagen es war eines unserer segensreichsten Weihnachten das wir je hatten.Es muss nicht jedes Jahr so sein wie immer, wichtig ist das Kind in der Krippe und die Familie drumherum.
Hallo liebe Inka,
mir geht es dieses Jahr ähnlich. Ich hatte schon im Vorhinein absolut keine Lust auf den ganzen Streß in der Adventzeit und dementsprechend sieht es hier aus.
Die Deko beschränkt sich auf ein Minimum und alles andere irgendwie auch.
Dafür versuche ich die Zeit einfach zu genießen und über das Wunder Weihnachten nachzudenken.
Das gelingt mir mal besser, mal schlechter…aber mir hat es gut getan mich von dem Druck zu befreien.
Plätzchen habe ich auch noch keine gemacht, und ich mache auch nur welche wenn es gerade passen sollte. So dass ich und meine Kinder Freude daran haben und es nicht nur ein “Ich müsste jetzt aber mal..” ist.
Neujahrsgrüße anstatt Weihnachtsgrüße habe ich auch schon mal verschickt :-)
Vielleicht wird es dieses Jahr auch so!
Ich wünsche dir und deinen Lieben eine gesegnete Weihnachtszeit!
Alles Liebe,
Deborah