Letzte Woche durfte ich 5 Tage mit meiner Schwester auf einer Nordseeinsel verbringen. Mein Mann kümmerte sich um die Kinder und ich genoß eine Freiheit, die ich schon lange, sehr lange, nicht mehr so intensiv erfahren habe. Ausschlafen. Frühstück ohne Hast. Wellen beobachten. Ohne Plan in den Tag hineinleben.
Vor 9 Jahren wurde ich Mama. Seitdem bin ich fast immer fremdgesteuert, die Bedürfnisse der kleinen Menschen um mich herum haben in der Regel Vorrang. Ich stelle meine Pläne, meine Vorstellungen von einem geregelten Tagesablauf zurück. Ich habe unzählige durchwachte Nächte hinter mir, mein Körper hat sich durch die Schwangerschaften verändert. Ich koche kindgerecht, verzichte auf extravagante Gelüste, nix mit Curry oder Honig-Senf-Soße. Ich bin Mama mit Haut und Haar, Leib und Seele. Ich bin es gerne und mit Hingabe – aber es gab in den vergangenen 9 Jahren natürlich immer wieder Momente, wo ich mich ganz weit weg gewünscht habe.
Bei einem einsamen Strandspaziergang kam in mir diese drängende Frage hoch: ‘Wer bin ich eigentlich?’ Abgesehen von meinem Fulltime Job als Mama – wer bin ich? Hab ich mich in den letzten 9 Jahren zwischen all den Alltagsherausforderungen verloren? Was sind eigentlich meine Ziele, unabhängig davon endlich mal pünktlich im Kindergarten zu erscheinen und die Türrahmen abzuwischen? Für was schlägt mein Herz, wo will ich hin, was macht mich aus?
Es hat mich erschrocken, dass ich auf diese Fragen keine deutliche Antwort habe. Ich glaube schon, dass ich in all den Jahren, die ich bisher als Mama erleben durfte, mich ein Stück weit verloren habe. Oder besser gesagt: einen Teil von mir. Als Mama lebe ich meine Fürsorge aus, meine Bereitschaft zum Dienen, zum Teilen. Das bin ich. Das ist ein Teil von mir. Aber ich bin mehr als das.
Ich weiß, dass meine Kinder mich noch intensiv brauchen. Und diese Zeit will ich ihnen von Herzen gerne geben. Aber ich ahne jetzt noch mehr, dass diese Jahre, diese Momente, die ich ihnen schenke, ein kostbares Gut sind. Ich weiß, dass ich mich noch weiterhin, hinten anstellen muss. Pläne, Träume, Visionen müssen warten. Können jetzt noch nicht in Angriff genommen werden. Ich muss immer wieder weise abwägen, was ist dran? Was nicht?
Um ganz ehrlich zu sein: diese Erkenntnis macht mich gerade schon ein wenig traurig. Denn es tut weh, nein zu Dingen zu sagen, die mir doch auch am Herzen liegen! Zu wissen, das ist momentan nicht möglich. Ich habe mich entschieden eine Mama zu sein, meine Kinder zu erziehen, da kann ich nicht das Handtuch schmeißen, wenn es mir nicht mehr in den Kram passt. Ich kann nicht meinen Job wechseln. Mein Job ist tief in meinem Herzen verwurzelt. Und als ich vor 9 Jahren meine Tochter das erste Mal in den Armen hielt, da hatte ich noch keine Vorstellung, was dieses Mama-Dasein mit mir noch anstellen wird.
Da wird tief im Herzen gewühlt, Stolz kommt an die Oberfläche, eigene Verletzungen aus der Kindheit sind plötzlich wieder präsent. Kämpfe gegen Bequemlichkeit, Loslassen von Perfektion und Wunschdenken. Meine Aufgaben als Mutter haben mich mehr als alles andere herausgefordert und mich mehr als alles andere in die Arme von Jesus getrieben.
Und das bringt mich zu meiner Kernaussage. Denn: nein, ich weiß nicht wirklich wer ich bin. Momentan bin ich noch so von meiner Mutterrolle vereinnahmt, da bleibt nicht viel Raum zur Selbstreflektion oder Selbstverwirklichung. Aber ist das wirklich mein Ziel? Vor ein paar Tagen habe ich dieses wunderschöne Zitat gelesen:
‘Mein Glaube ruht nicht darin, wer ich bin, oder sein sollte, was ich fühle oder weiß, sondern darin, wer Jesus ist, was Er für mich getan hat und was Er jetzt für mich tut.’
Charles Spurgeon
Ja, ich habe mich wohl verloren in diesen vergangenen 9 Jahren. Ich weiß nicht mehr so recht, wer ich bin. Meine hochtrabenden Ziele von einst, sind heute Schall und Rauch. Aber ich bin näher an Jesus dran, ich höre Seinen Herzschlag besser und sehe Sein Wirken in meinem Leben deutlicher. Das soll mir genug sein! Dafür stelle ich mich gerne hinten an. Das ist meine Motivation für den Alltag. Für Jesus verliere ich mich gerne. Und ich bin mir sicher: wenn ich mich nur nur nahe an Jesus halte, dann wird mein Leben weiter aufblühen, dann komme ich mehr und mehr in meine Berufung(en) hinein, dann werde ich nichts versäumen.
‘Ich aber bin gekommen, um ihnen das Leben zu geben, Leben im Überfluss.’
Johannes 10,10